Donnerstag, 02.06.2016

Für Patienten: Wird unser Essen wirklich immer gefährlicher?

Jeder dritte Deutsche befürchtet, unter Nahrungsmittelallergien oder -unverträglichkeiten zu leiden.

Die Liste der verdächtigen Lebensmittel wird bei vielen immer länger. Insgesamt zeigt sich zwar eine Zunahme allergischer Erkrankungen, allerdings ist der tatsächliche Anteil an Nahrungsmittelallergikern in der Bevölkerung recht gering. Er liegt in Europa bei den Erwachsenen bei 1,4 - 2,4%, bei Kindern sind es 0,3 - 7,5%.

Bei vielen Betroffenen stellt sich im Laufe der Diagnostik heraus, dass es nicht unbedingt „echte“ Allergien sind, unter denen sie leiden. Vor allem bei Problemen mit der Verdauung ist dies häufig der Fall. Oft stecken ganz andere Ursachen hinter den Beschwerden. Organische Erkrankungen wie z.B. eine Magenschleimhautentzündung oder etwa Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die nicht allergisch bedingt sind. Diese können durch einen Allergietest beim Arzt, egal ob über Haut oder Blut, dann auch nicht diagnostiziert werden.

Die häufigste Unverträglichkeit ist die Laktoseintoleranz, also die Unverträglichkeit von Milchzucker. Sie betrifft bei uns ca. 12-15% der Bevölkerung,  ist aber weltweit betrachtet im Erwachsenenalter der „Normalfall“. Viele, die Milch pur oder Joghurt nicht gerne mögen, wissen gar nichts von ihrer Verdauungsstörung. Diese macht sich im Alltag erst ab einer zu großen Menge bemerkbar. Sobald dann Käse-Sahne-Torte oder ein großes Eis mit Sahne auf den Tisch kommen, treten die Probleme auf.

Auch Fruktose oder andere Zuckerarten können Verdauungsbeschwerden auslösen. Diese Unverträglichkeiten können relativ einfach über einen Atemtest festgestellt werden.

Bei einem Zuviel an Histamin (aus gereiften Lebensmitteln) können, neben Verdauungsbeschwerden, auch Asthma oder Hautreaktionen (Rötungen, Nesselsucht, Ödeme) die Folge sein. Hier haben die Betroffenen aber meist einen Verdacht in eine bestimmte Richtung, da es z.B. immer nach dem Genuss von Pizza oder Rotwein zu Beschwerden kommt. Ein Ernährungstagebuch kann eine große Hilfe sein, um dem Auslöser auf die Spur zu kommen.

Die Symptome werden durch einen Mangel bestimmter Verdauungsenzyme oder Transportproteine verursacht. Bei einer zu großen Menge im Essen werden diese Systeme überlastet und es kommt zu den typischen Beschwerden: Blähungen, Völlegefühl, Bauchschmerzen und Durchfälle. Die gute Nachricht hierzu ist: diese Verdauungsstörungen sind zwar unangenehm, aber gefährlich sind sie nicht! Testet man seine persönliche Verträglichkeitsgrenze aus und bleibt mit der verzehrten Menge darunter, isst man wieder beschwerdefrei und genussvoll.

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass unser Essen immer „gefährlicher“ wird. Viele der Unverträglichkeiten gab es jedoch früher schon im selben Ausmaß. Durch die industrielle Herstellung von Lebensmitteln und unser verändertes Essverhalten werden die verträglichen Mengen aber einfach häufiger überschritten. Wir vertragen viele Lebensmittel (-bausteine) nicht schlechter, wir essen nur viel mehr davon. Oft auch unbewusst durch verarbeitete Lebensmittel, denn wer liest schon das Kleingedruckte, wenn es nicht sein muss?

Die Frage der Verträglichkeit stellt sich für viele auch für den in letzter Zeit oft gescholtenen Weizen. Sofern aber keine nachgewiesene genetisch verursachte Glutenunverträglichkeit, also eine Zöliakie vorliegt, sondern eine Überempfindlichkeit, ist eine strikte Diät meist nicht nötig.

 

Auch bei Weizen ist es so, dass er heute viel häufiger in verarbeiteten Lebensmitteln steckt als früher. Vor allem Weizenstärke oder aus dieser hergestellter Sirup verstecken sich häufig in industriell gefertigten Lebensmitteln. Wichtiger als „Weizen oder nicht-Weizen?“ ist eher die Frage „verarbeitetes oder naturbelassenes Lebensmittel?“.

Wichtig ist bei einem Verdacht eine umfassende fachliche Diagnostik. Viele Betroffene meiden auf eigene Faust bestimmte Nahrungsmittel und schränken sich unnötigerweise ein. Darunter leidet die Lebensqualität und es kommt vielleicht sogar zu Mangelerscheinungen.

Umfassende Testungen außerhalb des Klinikalltags sind, besonders bei Erwachsenen, leider relativ selten. Deshalb leiden Betroffene oft unnötig lange unter den eigentlich gut zuzuordnenden und vermeidbaren Beschwerden.

Die in der PsoriSol Hautklinik erfolgende umfassende und differenzierte Diagnostik von Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten und die Abgrenzung von anderen möglichen Krankheiten oder psychosomatischen Beschwerden bei Symptomen dieser Art sind die Grundlage für die weitere Behandlung:

Nach Vorgeschichte und positiven Allergietests (IgE-Test im Blut und Hauttest mit echten Lebensmitteln), eventuell nötigen Atemtests oder einer verblindeten Zusatzstoff-Testung folgen die Austestungen beim Essen (offen, einfach- oder doppelblind). 

Im Anschluss sorgt eine umfassende Beratung zu versteckten Allergenen, evtl. diagnostizierten Unverträglichkeiten und den Tücken der Lebensmittel-Kennzeichnung dafür, diese Beschwerden gut in den Griff zu bekommen und gleichwertige Alternativen zu den Störenfrieden auf dem Teller kennenzulernen.

Unser qualifiziertes ernährungswissenschaftliches Team betreut hierzu seit Jahren zahlreiche Patienten. Uns ist eine qualitativ hochwertige ernährungstherapeutische Arbeit wichtig. Daher sind alle Mitarbeiter von den Berufsverbänden (VDD, VDOe) zertifiziert. Kontinuierliche Weiterbildung ist ein wichtiger Faktor, um für unsere Patienten immer auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu sein.

Näheres zu unserer Abteilung Ernährungswissenschaft finden Sie  hier 

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