Montag, 24.10.2022

Haut und Psyche im Focus - Jahrestagung des nationalen Arbeitskreises Psychosomatische Dermatologie in der PsoriSol Hautklinik

„Wie kommt der Stress unter die Haut? Welche Rolle spielen Angststörungen in der Dermatologie und wie hängen chronische Erkrankungen und Depressionen zusammen?“ Diese und andere Fragen diskutierten nationale Experten vor Kurzem in Hersbruck. Die PsoriSol Hautklinik hatte zur 28. Jahrestagung des Arbeitskreises Psychosomatische Dermatologie (APD) der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft eingeladen.

„Die Haut ist der Spiegel der Seele – an diesem Sprichwort ist tatsächlich etwas dran“, erklärt Andrea Eisenberg. Die Leiterin der Abteilung für Dermatopsychosomatik an der PsoriSol Hautklinik ist Mitglied im Vorstand des APD und hat die Tagung organisiert. „Wir wissen heute, dass sich starke oder lang andauernde psychische Belastungen auch auf die Haut auswirken können. Das ist ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung dermatologischer Erkrankungen“, so die Fachärztin.

Wie wesentlich das Thema ist, machte auch die große Teilnehmerzahl deutlich: rund 40 Dermatologen, Psychosomatiker, Psychiater und Psychologen haben die Gelegenheit genutzt, sich fortzubilden und auszutauschen. Themen der Jahrestagung waren unter anderem „Angststörungen in der Dermatologie“, „Pathologisches Skin Picking“ oder „Depression bei chronischer Krankheit“. Doch auch Krankheitsbilder wie Psoriasis oder Neurodermitis standen im Mittelpunkt einzelner Vorträge. Dazu kamen hochkarätige Referenten aus ganz Deutschland nach Hersbruck, darunter auch die Vorsitzende der APD, Prof. Dr. Eva Peters, die das Psychoneuroimmunologie-Labor am Klinikum der Justus-Liebig-Universität Gießen leitet und zudem an der Berliner Charité tätig ist.

Im Anschluss an die Vorträge hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich an unterschiedlichen, interaktiven Workshops zu beteiligen – hier reichte das Angebot von Themen wie „Medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung“ über „Deeskalierende Gesprächsführung“ bis hin zur „Arbeit mit dem Zürcher Ressourcen Modell“.

Ein besonderes Schmankerl erwartete die Gäste in der Mittagspause. In diesem Rahmen präsentierte Diplom-Psychologe Christian Maul das mehrstufige Modell der psychologischen Betreuung der Patienten an der PsoriSol Hautklinik, das von einem psychoedukativen Basisvortrag über Entspannungsverfahren bis hin zu Einzelgesprächen reicht.

„In der Medizin spielen zwei Dinge eine sehr große Rolle“, erklärt Klinikgeschäftsführer Stefan Prager. „Das ist zum einen die Erfahrung. Mindestens genauso wichtig ist aber das Wissen um die Weiterentwicklung der Medizin und um wissenschaftliche Neuerungen. Nur wer auf dem neuesten Stand der Wissenschaft ist, kann seinen Patienten die bestmögliche Behandlung bieten“, so der Geschäftsführer weiter. „Daher legen wir nicht nur sehr viel Wert auf die beständige Fort- und Weiterbildung unserer Mitarbeitenden, sondern geben unser Wissen auch in regelmäßigen Fortbildungsveranstaltungen weiter und schätzen den Austausch. Daher war es uns eine große Freude, die 28. Jahrestagung der APD bei uns ausrichten zu dürfen.“

 

Die Vorträge im Einzelnen

 

Psoriasis

Dr. med. Franz Heppt, PsoriSol Hautklinik, Hersbruck

Dr. Franz Heppt spannte als erster Vortragender anschaulich einen großen Bogen über die verschiedenen klinischen Bilder der Psoriasis. Er beleuchtete dazu die pathophysiologischen Aspekte und die Therapiemöglichkeiten, die sich daraus ergeben, ebenso wie die psychischen Aspekte. Zudem stellte er dar, wie sich die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten erfassen lässt. Als Beispiel nannte er unter anderem den Dermatologischen-Lebensqualitäts-Index (DLQI), ein einfacher Fragebogen den Dermatologen verwenden, um die Auswirkungen der Erkrankung auf das tägliche Leben ihrer Patienten zu beurteilen.

 

 

Psychoneuroimmunologie der Haut: Wie kommt der Stress in die Haut?

Prof. Dr. med. Eva Peters, Charité Universitätsmedizin, Berlin

Eindrücklich zeigte Prof. Eva Peters in ihrem Vortrag anhand von Studiendaten, welche unterschiedlichen biochemischen und anatomischen Prozesse Gehirn, periphere Nerven, Immunzellen in der Haut und die Haut selbst miteinander verbinden und sich so permanent wechselseitig beeinflussen. Dies sei nicht nur von Bedeutung, wenn es darum geht, die Entstehung als auch die Entwicklung der Erkrankung zu verstehen, sondern helfe oft auch im Umgang mit Patienten. So könne man bei diesen ein größeres Verständnis für den Zusammenhang ihrer Hauterkrankung mit psychischen Faktoren herstellen.

 

 

Pathologisches Skin Picking: Störungsbild und aktuelle Forschungslage

Dr. phil. Christina Gallinat, Universitätsklinikum, Heidelberg

Dr. Christina Gallinat berichtete über ihre Forschungsarbeit zum Thema „Pathologisches Skin Picking: Störungsbild und aktuelle Forschungslage“. Dabei beschrieb sie die Diagnose als zwanghaftes Hautzupfen oder –reiben. Häufig komme es dabei zu erheblichen Verletzungen der Haut und zu großen psychosozialen Beeinträchtigungen der Patienten.

Im Umgang mit diesen sei eine nicht-wertende Haltung ohne Schuldzuweisungen notwendig. Therapeutisch seien psychoedukative Maßnahmen neben verhaltenstherapeutischen Maßnahmen hilfreich. Die Referentin betonte einen weiterhin hohen Forschungsbedarf.

 

 

Ekel und Scham bei Hauterkrankungen

Prof. Dr. Christian Stierle, Hochschule Fresenius, Hamburg

In einem sehr lebhaften Vortrag berichtete Prof. Christian Stierle über „Ekel und Scham bei Hautkrankheiten“. Er unterschied dabei klar zwischen dem eher kognitiv vermittelten Ekel und der sehr viel tiefer emotional verankerten Scham. Beide Felder müssten unterschiedlich behandelt werden: Während bei Ekel, der evolutionär wichtig sei, um den Menschen beispielsweise vor Infektionen zu schützen, psychoedukative Maßnahmen sinnvoll und hilfreich seien, betreffe die Scham in erheblichem Umfang den eigenen Selbstwert. Hierbei habe eine Therapie, die das Selbstmitgefühl fördere, einen hohen Stellenwert.

 

 

Angststörungen in der Dermatologie

Andrea Eisenberg, PsoriSol Hautklinik, Hersbruck

In ihrem Vortrag „Angststörungen in der Dermatologie“ zeigte die Leiterin der Abteilung für Dermatopsychosomatik an der PsoriSol Hautklinik anhand verschiedener Patientenbeispiele sehr anschaulich, wie sich verschiedene Formen von Angststörungen in der Dermatologie darstellen können. Hierbei hob sie hervor, dass Angst zunächst eine sinnvolle Reaktion auf gefährliche Situationen sei. Allerdings müsse man von dieser „Real-Angst“ auch pathologische Ängste wie „neurotische Ängste“ (z. B. soziale Phobien) oder „psychotische Ängste“ (z.B. Körperdysmorphe Störung) abgrenzen.

 

 

Neurodermitis

Prof. Dr. Uwe Gieler, Universitätsklinikum, Giessen

Prof. Uwe Gieler stellte in seinem Vortrag zum Thema „Neurodermitis“ analog zum „atopischen Marsch“ einen „psychischen Marsch“ vor, bei dem es unter anderem über die Stufen Stigmatisierung, Nähe-Distanz-Probleme, Depression/Angst bis hin zum Suizid kommen könne. In diesen Fällen sei es entscheidend, mögliche psychische Probleme früh anzusprechen, um den Marsch zu unterbrechen. Hilfreich seien in diesem Rahmen die wissenschaftlich gut evaluierten Neurodermitis-Schulungen, die auch in den Leitlinien ihren Platz gefunden hätten.

 

 

Depression bei chronischer Krankheit

Prof. Dr. Thomas Kraus, Bezirksklinikum Frankenalbklinik, Engelthal

Den Abschluss des Vortragsteils der Tagung machte Prof. Thomas Kraus. In seinem Vortrag über „Depression bei chronischer Krankheit“ zeigte er, dass bei chronischen Erkrankungen, zu denen aus dem Spektrum der Dermatologie z.B. die Psoriasis gehöre, Depressionen überproportional häufig vorkommen. Dabei erläuterte er auch, dass diese unter Umständen auch einer entsprechenden psychotherapeutischen oder pharmakologischen Mitbehandlung bedürften.

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