HERSBRUCK – Michael Lang, Woody Mann, Ulf Wakenius, Andreas Dombert und Martin Taylor haben dem begeisterten Publikum in der fast ausverkauften Hersbrucker Geru-Halle alle Gangarten des Blues und Jazz gezeigt – und sogar noch ein bisschen mehr.
Die Begrüßung des Publikums übernahm ein sichtlich stolzer Bürgermeister Robert Ilg, der den Sponsoren für ihre Unterstützung dankte und betonte, dass auch das Publikum in Form einer Mitgliedschaft im Förderverein dieses einmalige Festival unterstützen kann. Der künstlerische Leiter des Festivals, Johannes Tonio Kreusch, übernahm die Einleitung für die „Blues & Jazz Guitar Night“.
Den Anfang machte der Wiener Michael Langer, seit Jahren gern gesehener Gast beim Gitarrenfestival. Langer umschreibt das Improvisieren auf der Gitarre so: „Ich lege einfach den Schalter um und schaue, was passiert.“ Er eröffnete mit einem Song von Pat Metheny und improvisierte im Anschluss über eine eigene Komposition.
Darauf folgte ein bekannteres Stück: Harry Warrens „Chattanooga Cho Cho“. Und hier zeigte sich der Meister der Improvisation auch dem Laien. Die Melodie des Evergreens war von Anfang an klar erkennbar, dann legte Langer „den Schalter um“ und der Swing-Klassiker, der von Glenn Miller mit großem Orchester berühmt gemacht wurde, klang plötzlich, als würde er beim Heurigen in einem gemütlichen Wiener Lokal gespielt. Zum Abschluss begeisterte er das Publikum mit einer grandiosen Ein-Mann-Version des AC/DC-Krachers „Thunderstruck“.
Der zweite Höhepunkt des Abends war Woody Mann. Ein bescheiden wirkender Mann betrat die Bühne und sang von „Birds and Bees“, begleitet auf der Gitarre. Sein „Problem“ sei es, so erzählt er, dass er in keine der üblichen Musikkategorien passe. Einer seiner Produzenten habe daher eine Kategorie für ihn erfunden: Triple A (Adult, Alternative, Acoustic).
Das folgende Konzert zeigte deutlich, dass er auch diese Kategorie mit Leichtigkeit sprengt. Blues, Ragtime, Gospel, Jazz — sein Repertoire kennt keine Grenzen. Der New Yorker navigiert durch die Genres des letzten Jahrhunderts mit Leichtigkeit und Kreativität. „Roots“ (Wurzeln) heißt daher auch das Unterrichtsfach an der renommierten Berkeley Universität, das er als Visiting Artist unterrichtet.
Eine Herzensangelegenheit ist der Film „Harlem Street Singer“, den er über seinen Lehrer Reverend Gary Davis gedreht hat. Den Titelsong „Keep your lamps trimmed and burning“ verwandelte er in eine virtuose Hommage an den Blues und seinen großen Interpreten Davis, der Jahre seines Lebens als Straßensänger verbracht hat. Den kulturübergreifenden Rahmen seiner Musik zeigte Mann, als er die direkte Verbindung zwischen italienischer Volksmusik und dem Mississippi Blues herstellte und dabei nicht ganz ausschließen wollte, dass es am Ende vielleicht gar die Sizilianer waren, die den Blues erfunden haben.
Dann gehörte die Bühne der „Quadriga der Jazzgitarre“. Fast jedenfalls, weil der Vierte im Bunde, Paulo Morello, krankheitsbedingt leider nicht auftreten konnte. Die verbleibenden drei — Andreas Dombert, Ulf Wakenius, Martin Tayler — taten also das, was sie am besten können: Improvisieren.
Andreas Dombert widmete zur Eröffnung dem erkrankten Kollegen Morello „das traurigste Lied, das ich je geschrieben habe“. Es wechselten eigene Kompositionen mit bekannten Songs wie „Two for the road“ von Henry Mancini und eine Hommage an Oscar Petersen. Die drei verschmolzen Elemente des Jazz, lateinamerikanische Klänge und Rock- und Popelemente zu eigenen Schöpfungen. Letztlich blieb der Eindruck, dass es ganz egal, ist, was sie spielen — sie sind in der Lage, aus jedem Lied eine neue Dimension zu schöpfen.
Die drei gestalteten den zweiten Teil des Abends in wechselnden Kombinationen mal als Duo mal als Trio und steigerten sich nach und nach in eine Improvisations-Euphorie hinein, die das mitgerissene Publikum mit der Gewissheit zurückließ, dass dieses Konzert eine Besonderheit ist. Unmöglich zu sagen, welcher Auftritt der beste des Abends war. Es spielten fünf Gitarristen von internationalem Rang, von denen jeder für sich den Abend zum Glänzen brachte.
Susanne Baderschneider